Siegfried Marcus im Bett der Kaiserin Sisi
Siegfried Marcus
Siegfried Marcus war in die Hofburg berufen worden, um zwischen dem Schlafzimmer der Kaiserin Elisabeth und dem Zimmer ihrer Kammerfrau eine elektrische Klingelverbindung zu legen. Marcus kam in Begleitung des damals bei ihm tätigen Mechanikerlehrlings Alois Christian und wurde in das Schlafzimmer der Kaiserin geführt. Die Bedeutung der „technischen Tat“ der Montage einer elektrischen Klingel, die vielleicht die erste in Österreich war, erhellt daraus, dass der Kaiser und die Kaiserin, begleitet von einigen Herren und Damen des Hofstaates, persönlich kamen, um mit Marcus die Anlage zu besprechen, die dem Können der damaligen Frühzeit der Elektrotechnik entsprechend nur eine einzige Kontaktstelle aufweisen sollte.
Nach langem Beraten wurde bestimmt, dass die Klingel mitten über dem Kopfende des Himmelbettes der Kaiserin angebracht werden sollte. Als dies feststand, zog Marcus einen dicken Bleistift aus der Tasche, stützte sich mit einem Knie weit ins Bett der Kaiserin und kennzeichnete die gewählte Stelle an der Wand mit einem Kreuz. Dieses in seiner Plötzlichkeit und Art doch etwas ungewohnte Vorgehen muß sehr komisch gewirkt haben. Denn die Kaiserin begann zu lachen, der Hofstaat begann zu lachen, der Lehrjunge lachte und selbst Kaiser Franz Josef, der doch sonst nicht nur seinen Kaiserberuf, sondern auch alles andere im Leben ernst nahm, lachte herzlich mit. Nur Marcus, vollbewusst seines Könnens und seiner Würde als Techniker, bleibt ernst wie immer.