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Stadt Malchin im 19.Jahrhundert

Malchin

Um 1800 zeigt Malchin nicht das Stadtbild, wie wir es kennen. Es gibt noch kein Strietfeld und keine Mauerstraße. Einhundert Jahre früher besteht die Achterstraße aus Gärten und Baustellen. Die Heiligegeiststraße (heute Puschkinstraße) führt den Namen Achterstraße (= Straße hinter der Stadtmauer).

Im Jahr 1806 rücken 15.000 Franzosen unter der Führung von Murat, dem Großherzog von Berg, in die Stadt ein und beginnen schon am selben Abend mit Plünderungen und Gelderpressungen. Da die Stadt so viele Einquartierungen hat, lagern viele Soldaten in Zelten vor der Stadt und um die Kirche, die als Stroh- und Heumagazin dient. In den Jahren 1810 bis 1812 finden wiederholt französische Einquartierungen statt. Im Jahr 1813 begrüßt Malchin russische Truppen freudig als Befreier vom französischen Joch. Als ein Jahr später freiwillige Jäger jubelnd von den Einwohnern empfangen werden, ist die „Franzosentied“ endgültig vorbei.

Im Oktober 1814 wird der jetzige Friedhof durch Pastor Hahn eingeweiht und ein Jahr später werden auf dem Wiener Kongress Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz zu Großherzogtümern ernannt. Malchin hat zu dieser Zeit 2215 Einwohner. Um 1820 gibt es in Malchin 14 Brauereien, die „sämtlich gutes Bier liefern“. Damals wurde oftmals statt mit Geld in Tonnen Bier bezahlt. Zwei Jahre später wurden die Häuser Malchins erstmals mit Hausnummern versehen; 1842 und 1890 werden neue Hausnummernordnungen eingeführt.

Im Jahr 1831 wird der wohl bedeutendste Sohn unserer Stadt geboren: Siegfried Marcus. Nach Stationen in Hamburg und Berlin gelangt er 1852 nach Wien. Er besitzt die Fähigkeit, komplizierte technische Abläufe zu vereinfachen und erwirbt in 15 damaligen Staaten 131 Patente auf den Gebieten der Telegraphie, der Gas- und Elektrotechnik und der Verbrennungskraftmaschinen. Er ist der erste Mensch der Welt, der 1870 ein Fahrzeug, den sogenannten motorisierten Handwagen, mit Benzin als Antriebsstoff fortbewegt. In den Jahren 1888/89 fertigt er seinen zweiten Kraftwagen, der mit einem benzingetriebenen Viertaktmotor mit magnetelektrischer Zündung ausgerüstet ist. Er befindet sich noch heute im Technischen Museum Wien. Am 01.Juli 1898 stirbt Siegfried Marcus in Wien an Herzversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Ehrenfriedhof des Wiener Zentralfriedhofes.

Neben dem Bau der Kunststraße von Rostock nach Neubrandenburg in den Jahren 1833 bis 1836, bei dem das Innentor des Kalenschen Tores auf Grund seiner niedrigen Wölbung abgetragen wird, ist noch der Bau des neuen Rathauses 1842 erwähnenswert. Die Kosten betragen ohne Material 15.000 Taler. Zur Finanzierung des Baus verkauft die Stadt ihren Anteil am Malchiner See dem Landrat von Maltzahn auf Rothenmoor für 5500 Taler. Damit wird der lange Rechtsstreit wegen der Grenzen im See beendet.

Die erste Malchiner Zeitschrift erscheint 1846, „Der Nordische Volksbote“. Später erschien noch der „Bürgerfreund“ (1848-1850). Dem „Stadt- und Amtsboten“ folgte 1864 der „Generalanzeiger“. 1878 wird eine zweite Druckerei unter August Eisenblätter eingerichtet, der die „Malchiner Zeitung“ herausbringt. Im Jahr 1848 gründet sich ein Reformverein, der die Abschaffung des „Ausschuss der Zwanziger“ durchsetzt. An deren Stelle treten die Stadtvertreter. Zwei weitere Ergebnisse der bürgerlichen Revolution von 1848 waren, dass die Ratssitzungen der Öffentlichkeit zugänglich sind und dass auf öffentlichen Straßen geraucht werden durfte. Viele Menschen erkannten nach der gescheiterten Revolution, dass sich der Traum von eigener „Hüsung“ oder Scholle auf Grund der starren Macht- und Eigentumsverhältnisse für kleine Bauern und Tagelöhner nicht verwirklichen ließ. Die missglückte Revolution war entscheidender Auslöser für die große Auswanderungswelle aus Deutschland. In den Jahren von 1850 bis 1914 verließen ca. 150.000 Menschen aus Mecklenburg-Schwerin ihre Heimat.

In den Jahren 1854 bis 1861 erfolgt der Bau des Peenekanals. Die Peene von Malchin zum Kummerower See wird begradigt und deren Mündung bei Kummerow wird an die Stelle der heutigen Mündung verlegt. Mit dem Bau des Dahmer Kanals 1876 durch die Zuckerfabrik Dahmen, ist auch der Malchiner See für Frachtkähne erreichbar. Nachdem 1856 in Malchin die erste Telegraphenstation errichtet wurde und ein Jahr später die Ruine des Galgens auf dem „Schindanger“ beseitigt wurde, erscheint im Mai 1861 das erste Stettiner Dampfschiff im Malchiner Hafen. Ein Jahr später besteht eine tägliche Dampfschiffverbindung mit Demmin. In den Jahren 1862 bis 1864 erfolgt der Bau der Eisenbahnstrecke Güstrow – Neubrandenburg. Der Sitz der Eisenbahndirektion befindet sich von Oktober 1864 bis Juni 1870 in Malchin.

Im Jahr 1863 wird in Malchin Fritz Greve geboren. Nach dem Studium an den Kunstgewerbeschulen in Dresden und Frankfurt/Main und an der Akademie Berlin, ist er von 1902 bis 1928 als Lehrer an der Kunstschule Berlin tätig. Er gilt als der bedeutendste mecklenburgische Kirchenmaler seiner Zeit. Eines seiner bekanntesten Werke ist das Gemälde „Landtag an der Sagsdorfer Warnowbrücke bei Sternberg am 20.Juli 1549“ in der Turmhalle der Kirche zu Sternberg. Sein Leben findet am 02.April 1931 auf seinem Ruhesitz in Jettchenshof bei Malchin ein Ende.

Nachdem 1868 das Innentor des Wargentiner Tores abgetragen wurde, wird vier Jahre später auch das Vortor abgetragen. Dies galt lange als das schönste der Malchiner Stadttore. 1875 wird die erste und einzigste Windmühle Malchins vor dem Wargentiner Tor erbaut, die 1909 einem Brand zum Opfer fällt. Im selben Jahr, 1875, erhält die St. Johanniskirche eine Friese-Orgel. Nachdem das im Jahr 1879 vom Eisenbahnbaumeister Rathsagg erbaute Amtsgerichtsgebäude seiner Bestimmung übergeben wird, nimmt am 09.November des selben Jahres die erste Sekundärbahn (Nebenbahn) Mecklenburgs nach nur sieben Monaten Bauzeit den Betrieb zwischen Malchin und Waren/Müritz auf. Die nur mit 30 km/h zu befahrene Strecke ist der erste Bahnanschluss für die Stadt Waren/Müritz.

Im Jahr 1882 nimmt die Zuckerfabrik ihren Betrieb auf. Im April 1886 wird das Postgebäude am Kalenschen Tor dem Betrieb übergeben. 1890 hat Malchin 7301 Einwohner und man zählt 16 Handwerkerinnungen. Nachdem 1893, ein Jahr nach Baubeginn, das neue Krankenhaus dem Malchiner Magistrat übergeben wurde, wird im selben Jahr mit dem Abbruch des Steintores begonnen. Der Großherzog Friedrich Franz III. wie auch zahlreiche Bürger der Stadt zwingen den Rat und die Bürgerschaft, die Abbrucharbeiten einzustellen. Im Dezember 1894 wird das wieder aufgebaute Steintor dem Magistrat als Eigentum der Stadt übergeben. Zusätzlich wird ein Durchgang für Fußgänger geschaffen.

Im Jahr 1898 wird die Fensterfabrik Reincke gegründet. Sie zählt neben dem Bahnwerk zu den wichtigsten Betrieben der Stadt. Im Jahr 1899 wird die Kunststraße nach Basedow und Dahmen gebaut. Am 01.September 1899 wird in Malchin der Fernsprechverkehr mit 12 Teilnehmern eröffnet. Im Jahr 1900 zählt unsere Stadt 7388 Einwohner.

Autor: Torsten Gertz
Last Edit: 17.11.06
Quellenangabe: Fritz Brockmann, „Malchiner Chronik“, 1902; Ulrich Fischer, „Über den Ursprung und die Geschichte Malchins“, 1964/65; M. und N. Böttcher, „MALCHIN Ein historischer Rückblick in Bildern“, 1998; Mecklenburgische Periodika, Festschriften, Meldungen der Lokalpresse
Bildangaben:
Erstellt: 15.11.2006
Version: 25.09.2013
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