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Bäderarchitektur

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Bäderarchitektur

Bäderarchitektur

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Natur pur im Harz. Ein Harzer Wasserfall.

Als „Bäderarchitektur“ auch „kaiserzeitliche Seebäderarchitektur“, wird eine Art Baustil bezeichnet, die sich zwischen 1870 und 1938 in verschiedenen Ostseebädern etablierte und eindeutig der Gründerzeit zuzuordnen ist. Umgangssprachlich kann man die Bäderarchitektur auch als Gründerkitsch (↑Kitsch) bezeichnen, weil das Dekor zumeist wahllos und zwecklos aus verschiedensten Zeitepochen zusammengeklaut zusammengestellt wurde. Deshalb ist die „Bäderarchitektur“ als solche weder eine Epoche noch eine Kunstrichtung oder ein besonderer Baustil. Vielmehr entspringen die Grundzüge der „Bäderarchitektur“ des späten Klassizismus von 1835.

Im Klassizismus prägten geradlinige, emporstrebende Linien und Formen die Architektur. Das Seebad Heiligendamm (1793) ist ein Meisterwerk streng klassizistischer Formgebung. Anders als in der städtischen Architektur zieren in den Seebädern viel aufwendigere Fassadendekorationen, Balkone, Erker, Türmchen, Wintergärten. Es gibt ganze und halbe Säulen, säulenartige Balustraden aus Stein und/oder Holz an den weißen vierstöckigen Villen. Man findet alles, was die dekorativen Elemente der vergangenen Stile und Epochen hergaben.

Eine Unterordnung zu einem verbindlichen, einheitlichen Stil oder einer Epoche gab es nicht. Es wurden Formen und Elemente aus allen Stilrichtungen eingesetzt, unter dem sich u. a. französische- und/oder italienische Renaissanceformen sowie gotische Details wiederfanden. Gitter, Geländer und Treppen konnten durch die fortschreitende technologische Entwicklung in der Eisenindustrie in Fabriken angefertigt werden. Mit Hilfe der entstandenen Metallstanztechnik wurden auch feinste florale und ornamentale Muster hergestellt, die nach „Bedarf“ eingesetzt worden. Auch die Filigranität des Holzdekors konnte durch die ↑Industrialisierung wesentlich gesteigert werden.

Die Gründerzeit, zwischen 1871 und 1873, war von einer Euphorie über das deutsche Wirtschaftswachstum geprägt, was an den Villen in den Kaiserbädern und neuen Seebädern der Kaiserzeit, mit viel Laubsägearbeiten und Stuck auch dargestellt wurde. Die neureichen Bankiers und Industriellen wollten um 1870 unbedingt ihren neuen Wohlstand durch die prunkvollen Villen zum Ausdruck bringen. Die Börse war zu diesem Zeitpunkt Schauplatz zügelloser Spekulationen. Dies führte dazu, dass schon bald die Grundsätze seriöser Finanzierung außer Acht gelassen wurden und auch Kredite langfristig vergeben wurden, die de facto durch kurzfristiges Kapital finanziert wurden und in Folge dessen nicht mehr gedeckt waren. Es folgte der Börsencrash von 1873, was zu einer gewissen Sparsamkeit im ausufernden Bauwesen der Seebäder beitrug. Trotz „Sparprogramm“ wollten die Bauherren in den Seebädern dennoch nicht auf ihre Türmchen und Balustraden verzichten.

Um den Sparzwängen der Bauherren Rechnung zu tragen, machten die Handwerksunternehmen verbilligte Angebote, bei denen einfach auf die Ornamentstiche und Entwürfe der klassischen Handwerksmeister, Künstler und Architekten oder auf erstmalig maschinell hergestellter Massenware zurückgegriffen wurde. 1870 entstanden die ersten mittleren Fabriken und Manufakturen in den mit Maschinen und technischen Hilfsmitteln zum Beispiel Metallzäune in Eisengießereien oder Ofen- und Wandkacheln in Ziegeleien, in Serie und als Massenware hergestellt wurden. Da diese Unternehmen vielfach über eine große Anzahl von antiken Entwürfen und zeitnahen Ornamentstichen (siehe Kupferstich) verfügten, sind alte Ornamentstiche als Vorlagen für die Fassadendekorationen in den Ostseebädern genutzt wurden. Dabei hat, ähnlich wie heute, keiner mehr auf Stiltreue geachtet. Vielmehr hat man verwendet, was gefiel.

Ornamentstich 19. Jahrhundert
(Bild zeigt einen Ornamentstich aus dem frühen 19. Jahrhundert.)

Die scheinbar mutwillige Vermischung ornamentaler Elemente und Dekore in der Gründerzeit wird als Historismus bezeichnet. Die Bezeichnung „Historismus“ ist die höfliche Umschreibung dekorativer Irritationen in den Gründerjahren (Gründerstil). Deshalb ist der Historismus weder ein Stil, noch eine Stilrichtung, eine Epoche oder dergleichen. Der Historismus ist bestenfalls ein Zeugnis der ersten sichtbaren Geschmacklosigkeiten aller Jahrhunderte. Das Zeitalter der industriellen Revolution und damit das Aufkommen kitschiger, mit Verzierungen überladener, maschinell hergestellter Massenware des Historismus ist mit dem Jugendstil (1902) um 1910 noch einmal abgelöst wurden. Es dauerte dann etwas länger bis der Jugendstil in den Seebädern Einzug hielt. „Als Ende des Gründerzeitstils kann der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 bzw. der Werteumbruch am Ende der Kaiserzeit 1918 gesehen werden.“ (Quelle) In sofern ist es gewiss nicht falsch, wenn man sagt, dass die Kaiserbäder im Stile der Gründerjahre erbaut sind und die „Bäderarchitektur“ ein etwas übertriebener Gründerstil neureicher preußischer Bankiers und Industrieller des ausgehenden 19. Jahrhundert ist; – eben die Badewanne der Berliner.

Hinweis für Schüler:
In diesem Beitrag wird die Ansicht der Redaktion wiedergespiegelt. Einen ↑Baustil oder eine Stil-↑Epoche „Bäderarchitektur“ gibt es nicht. Das Bezeichnung „Bäderarchitektur“ ist ein ↑Kunstbegriff. Das muss aber nicht die Ansicht des Lehrers sein.

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Autor: Johannes Ludewig
Last Edit: 28.02.23
Quellenangabe:
Bildangaben: Johannes Ludewig
Erstellt: 30.01.2007
Version: 25.09.2013
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