Landesgeschichte des Bundesland Mecklenburg-Vorpommern
Auszüge aus der Landesgeschichte von Mecklenburg-Vorpommern
Auszüge aus der Landesgeschichte von Mecklenburg-Vorpommern
8000-4000 v. Christi - In der mittleren ↑Steinzeit lassen sich nomadisierende Jäger und Fischer an der Küste und an Flussufern nieder.
um Christi Geburt - Im Bereich der Ostseeküste siedeln die germanischen Stämme der ↑Langobarden, Sachsen und ↑Semnonen.
um 600 - Der Vormarsch der ↑Hunnen und der Zerfall des ↑Römischen Reiches lösen die Abwanderung der germanischen Volksstämme aus. Slawische Volksstämme, deren Heimat zwischen ↑Dnjepr und oberer ↑Weichsel liegt besiedeln ↑Mecklenburg-Vorpommern. Im Westen werden die ↑Obotriten sesshaft, um Plau herum die Lionen, um Neustrelitz die Redarier (Voksstamm), im Osten die Lutizen (Voksstamm), an der unteren Oder die ↑Pomoranen (Voksstamm) und auf Rügen die ↑Ranen (Voksstamm). Die ↑Slawen bewohnen ↑Wallburgen, roden die Wälder und bewirtschaften die Sandböden.
um 929 - Mit den ersten Eroberungszügen des deutschen ↑Königs Heinrich I. (919-936) beginnt die Unterwerfung der Slawen.
um 983 - Der große ↑Slawenaufstand beendet die deutsche Herrschaft östlich der Elbe.
um 995 - ↑Kaiser Otto III. (983-1002) besiegt die ↑Obotriten und unterzeichnet am 10. September eine Urkunde auf ihrem Stammsitz bei Wismar, der „Michelenburg“. Nach dieser Burg, dem heutigen Dorf Mecklenburg, erhielt das Land später seinen Namen.
um 1124/1128 - Durch zwei Missionsreisen nach Vorpommern unterstützt Bischof ↑Otto von Bamberg die Christianisierung des heidnischen Landes.
um 1147 - Wendenkreuzzug: Sachsenherzog Heinrich der Löwe besiegt den letzten freien Obotritenfürsten Niklot. Gleichzeitig greift Albrecht der Bär den Pommernherzog Ratibor I. an. Die Slawen unterwerfen sich der Lehnshoheit der deutschen Fürsten.
um 1153 - In Stolpe bei Anklam gründet Ratibor das erste Benediktinerkloster Vorpommerns.
um 1160 - Niklot wird von deutschen Rittern umgebracht. Die Grafschaften Schwerin, Ratzeburg und Dannenberg sowie die katholischen Bistümer Schwerin und Ratzeburg werden gegründet.
1164 - In der Schlacht bei Verchen in der Nähe von Demmin besiegt Heinrich der Löwe mit den Aufgeboten aus Sachsen, Holstein, Dithmarschen und Friesland die Obotriten, die schwere Verluste erleiden. Für die Slawen markiert diese Schlacht das Ende ihrer Herrschaft.
1167 - Niklots Sohn Pribislaw tritt aus politischem Kalkül zum Christentum über, um als Vasall Heinrichs des Löwen das Land seiner Väter zu regieren. Er wird so zum Stammvater des bis 1918 regierenden mecklenburgischen Fürstenhauses.
ab 1200 - Deutsche Siedler aus Westfalen, Niedersachsen, Friesland und Holstein ziehen ins Land und vermischen sich mit der slawischen Bevölkerung.
Ende 13.Jahrhundert - Unter Führung von Lübeck entsteht die deutsche Hanse. 1283 findet der Hansetag in Rostock statt. Wismar, Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin treten der Hanse bei.
1295 - Pommern wird in das Herzogtum-Stettin und das Herzogtum-Wolgast aufgeteilt.
1325 - Das Fürstenhaus Rügen erlischt. Im Erbfolgekrieg zwischen Mecklenburg und Pommern fällt Rügen 1328 an Pommern-Wolgast.
1370 - Durch Krieg erzwingen die Hansestädte den „Frieden zu Stralsund“ mit Dänemark. Ende der dänischen Vorherrschaft im gesamten Ostseeraum. Die Hanse befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht.
1419 - Gründung der Universität Rostock.
1492 - Ein Pogrom gipfelt in einem 200-jährigen Siedlungsverbot für Juden in ganz Mecklenburg.
1523 - Ritterschaft, Städte und Klerus schließen sich zur Union der mecklenburgischen Landstände zusammen.
1529 - Im Grimmnitzer Vertrag lässt sich Brandenburg das Recht auf Erbfolge in Pommern garantieren.
1534 - Herzog Philip I. von Wolgast führt die Reformationen in Pommern ein.
1549 - In Mecklenburg bestimmt der Landtag bei Sternberg das Luthertum zur Landesreligion. Ein 1896 vom Malchiner Professor Fritz Greve gefertigtes Wandgemälde in der Turmhalle der Kirche zu Sternberg dokumentiert dieses Ereignis.
1621 - Teilung Mecklenburgs in die Herzogtümer Schwerin und Güstrow. In Malchin und Sternberg werden bis 1918 abwechselnd die Mecklenburgischen Landtage abgehalten.
1625 - Pommern wird unter Führung des Hauses Stettin durch Herzog Bogislaw XIV. wieder vereint.
1628 - Die mecklenburgischen Herzöge werden von Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) ins Exil gezwungen, da sie sich mit Dänemark verbündet hatten.
1628-30 - Albrecht von Wallenstein regiert in Güstrow als Herzog von Mecklenburg.
1630 - Die Schweden landen in Pommern. 1631 erfolgt die Wiedereinsetzung der Herzöge von Mecklenburg.
1633 - Mit Bogislaw XIV. stirbt das pommersche Herzoghaus aus. Brandenburg erhebt Erbansprüche.
1648 - Nach dem Dreißigjährigen Krieg fallen im Westfälischen Frieden Wismar, Neukloster und die Insel Poel an Schweden. Zum Ausgleich erhält Mecklenburg die säkularisierten Bistümer Schwerin und Ratzeburg. Vorpommern und Rügen fallen bis 1815 unter das Generalgouvernement Schwedens. Brandenburg erhält Hinterpommern.
um 1700 - Teeröfen und Glashütten, besonders im Raum der Mecklenburgischen Seenplatte, bedingen den Raubau an den mecklenburgischen Wäldern. Erst Mitte des 19. Jh. werden Kiefernwälder auf trockenen Sand wieder aufgeforstet.
1701 - Die Erbstreitigkeiten nach dem Erlöschen der Linie Mecklenburg-Güstrow (1695) regelt der „Hamburger Vergleich“ durch Teilung des Landes Mecklenburg, wobei Strelitz auch das Fürstentum Ratzeburg erhält.
1720 - Im „Frieden von Stockholm“ wird Vorpommern aufgeteilt. Rügen und das Festland nördlich der Peene bleiben bei Schweden, während die südliche Region mit Anklam, Demmin, Pasewalk, Stettin sowie den Inseln Usedom und Wollin an Preußen fällt.
1774 - Caspar David Friedrich, einer der bedeutendsten Maler der deutschen Romantik, kommt in Greifswald zur Welt. Er stirbt 1840 in Dresden.
1777 - Der Maler Phillip Otto Runge wird in Wolgast geboren (starb 1810 in Hamburg).
1793 - Außerhalb der Stadt Bad Doberan lässt der Herzog von Mecklenburg-Schwerin ein Kurhaus errichten. Noch im selben Jahr erhält Heiligendamm als erstes deutsches Seebad den Bädertitel und entwickelt sich rasch zur favorisierten Sommerfrische des Adels.1803 - Schweden verpfändet Wismar, Neukloster und die Insel Poel für 100 Jahre an Mecklenburg-Schwerin.
1806 - König Gustav IV. von Schweden führt die schwedische Verfassung in Vorpommern ein und hebt die Leibeigenschaft auf. Kurz darauf werden Mecklenburg und Vorpommern unter Marschall Bernadotte von Napoleonischen Truppen besetzt.
1808 - Die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz treten dem Rheinbund unter Napoleon gegen Österreich und Preußen bei.
1815 - Auf dem Wiener Kongress werden Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz zu Großherzogtümern ernannt. Rügen und der schwedische Teil Vorpommerns werden mit Preußen vereinigt.
1820 - Die beiden mecklenburgischen Großherzogtümer heben die Leibeigenschaft der Bauern auf.
ab 1821 - Infolge hoher Arbeitslosigkeit beginnt die Auswanderung tausender Einwohner nach Amerika. Gutsbesitzer ziehen polnische Saisonarbeiter, so genannte Schnitter, zur Ernte heran.
1825 - In Vorpommern und auf Rügen wird die allgemeine Schulpflicht eingeführt.
1827 - Am Kap Arkona, am Nordzipfel der Insel Rügen, wird der erste Ostsee Leuchtturm gebaut.
1831 - Siegfried Marcus wird in Malchin geboren. Er gelangt über Hamburg und Berlin nach Österreich, wo er seit seinem 21.Lebensjahr in Wien lebt. Er war Inhaber vieler Patente auf den Gebieten der Telegraphie, der Gas- und Elektrotechnik und der Verbrennungskraftmaschinen. Im Jahr 1870 war er der erste Mensch, der ein Fahrzeug mit einem Benzinmotor antrieb (motorisierter Handwagen). Um 1889 fertigt er seinen zweiten Kraftwagen, der mit einem benzingetriebenen Viertaktmotor mit magnetelektrischer Zündung ausgerüstet ist, welcher sich noch heute im Technischen Museum Wien befindet. Er stirbt am 1898 in Wien an Herzversagen.
1846 - Mecklenburg erhält Anschluss an die Eisenbahnverbindung Berlin - Hamburg.
1848 - Bürgerlich demokratische Revolution in Mecklenburg. Otto Lilienthal wird in Anklam geboren (starb 1896 in Berlin).
1850 - Durch den „Freienwalder Schiedsspruch“ gelingt der konservativen Ritterschaft die Wiedereinsetzung der alten Ständeverfassung. Die wirtschaftliche und politische Entwicklung stagniert. Mecklenburg zählt zu den rückständigsten Ländern auf deutschem Gebiet.
1850 - 1914 - 150.000 Menschen aus Mecklenburg-Schwerin und 20.000 aus Mecklenburg-Strelitz verlassen ihre Heimat. Nach der fehlgeschlagenen Revolution von 1848 gab es keine Hoffnung mehr auf Veränderungen. Der Traum von eigener „Hüsung“ oder gar Scholle ließ sich aufgrund der starren Macht- und Eigentumsverhältnisse für kleine Bauern und Tagelöhner nicht verwirklichen.
1863 - Professor Fritz Greve wird in Malchin geboren. Er ist der bedeutendste mecklenburgische Kirchenmaler seiner Zeit. Nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden und Frankfurt a. M. und an der Akademie Berlin, ist er von 1902 bis 1928 als Lehrer an der Kunstschule Berlin tätig. 1928 gründet er in Malchin eine Malschule. Eines seiner bedeutendsten Werke ist das Gemälde „Landtag an der Sagsdorfer Warnowbrücke bei Sternberg am 20.Juli 1549“ in der Turmhalle der Kirche zu Sternberg. 1902 stirbt er auf seinem Ruhesitz in Jettchenshof bei Malchin.
1864 - Eröffnung der Eisenbahnverbindung (Friedrich-Franz-Bahn) von Güstrow über Teterow, Malchin und Stavenhagen bis Neubrandenburg. Die Weiterführung dieser Strecke bis Strasburg (1867) stellt den Anschluss nach Stettin dar.
1871 - Mecklenburg wird ein Teilstaat des deutschen Reiches. Ganz Pommern ist eine preußische Provinz.
1882 - Im Ostseebad Kühlungsborn entwirft der Krombacher Willhelm Bartelmann den ersten Strandkorb der Welt.
1903 Schweden verzichtet auf Wismar, Neukloster und Poel. Die Gebiete kommen endgültig zu Deutschland.
1918 - Selbstmord des Großherzogs Adolf Friedrich VI. (1882-1918) von Mecklenburg- Strelitz. Der Schweriner Großherzog Friedrich Franz IV. (1882-1945) dankt im November ab.
1919/20 - Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz werden bürgerlich demokratische Freistaaten. Vorpommern bleibt der preußischen Provinz Pommern zugehörig.
1934 - Unter den Nationalsozialisten (NSDAP) werden die beiden mecklenburgischen Freistaaten zum Land Mecklenburg vereint. Schwerin wird Regierungssitz.
1939-45 - Während des Zweiten Weltkrieges ist die Werft- und Rüstungsindustrie in Wismar, Rostock und Stralsund Ziel der alliierten Luftangriffe. In Peenemünde werden unter maßgeblicher Leitung Wernher von Brauns Raketen für den Kriegseinsatz (V-Waffen) entwickelt.
1945 - Am Ende des Zweiten Weltkrieges ist Mecklenburg von Truppen der Roten Armee (Sowjetunion) und britischen Einheiten besetzt. Auf der "Potsdamer Konferenz" wird Hinterpommern Polen zugesprochen. Vereinigung von Mecklenburg mit Vorpommern (ab1947 nur noch Mecklenburg genannt). Der Flüchtlingsstrom von Ostpreußen, Westpreußen und Pommern führt zu einer Verdopplung der Bevölkerung auf 2 Mio. Einwohner.
1945 - Durch die Bodenreform wird Grundbesitz über 100 Hektar entschädigungslos enteignet und unter dem Motto „Junkerland in Bauernhand“ an Neubauern und Umsiedler vergeben.
1949 - Teilung Deutschlands durch die Gründung der „Bundesrepublik Deutschland“ (BRD) und der „Deutschen Demokratischen Republik“ (DDR).
1952 - Im Rahmen der DDR-Verwaltungsreform entstehen die drei Nordbezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Dazu gehören auch die ehemals brandenburgischen Gebiete Uckermark und Westprignitz.
1952-1961 - Umstrukturierung der Landwirtschaft in Produktionsgenossenschaften.
1973 - Verstaatlichung der letzten privaten Industriebetriebe.
1989 - Friedliche Revolution in der DDR.
1990 - In der letzten Volkskammersitzung der DDR-Übergangsregierung am 12.September werden im heutigen Mecklenburg-Vorpommern die Grenzen von drei Nationalparks (Müritz, Jasmund und Vorpommersche Boddenlandschaft), einem Biosphärenreservat (Südost-Rügen) und einem Naturpark (Schaalsee) festgelegt. Nach dem Fall der Mauer zwischen beiden deutschen Staaten am 3.Oktober, tritt die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei. Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern wird gegründet. Am 27.Oktober wird Schwerin zur Landeshauptstadt ernannt. Uckermark und Westprignitz gehen an Brandenburg.
1991 - Abzug der zwei letzten russischen Kriegsschiffe aus dem Marinehafen Saßnitz auf Rügen.
1994 - Mecklenburg-Vorpommern hat 1,86 Millionen Einwohner. Mit 79 Einwohnern pro km² ist Mecklenburg-Vorpommern das am dünnsten besiedelte deutsche Bundesland. Durch eine Kreisgebietsreform erfolgt eine Neuaufteilung von Mecklenburg-Vorpommern.
1995 - Anlässlich der 995 urkundlich erwähnten slawischen „Michelenburg“ begeht Mecklenburg-Vorpommern seine Tausendjahrfeier.
2003 - Mecklenburg-Vorpommern ist das beliebteste Reiseziel Deutschlands.