Neokapitalismus in Mecklenburg-Vorpommern
Neokapitalismus Mecklenburg-Vorpommern
Wirtschaft des ländlichen Raumes in Mecklenburg-Vorpommern
Wirtschaft: Wer in Mecklenburg-Vorpommern noch investiert, hat entweder zu viel Geld, schlechte Berater oder möchte „Fördergelder“. Die Kaufkraft des Landes ist gegen Null. Laut dem ↑Regionalen Planungsverband (Mecklenburgische Seenplatte) wird ein drastischer Bevölkerungsrückgang in den kommenden Jahren für den Landkreis Demmin und die Mecklenburgische Seenplatte erwartet...
Seit 1990 warben alle ↑Regierungen des Landes ↑Mecklenburg-Vorpommern begehrlich mit den besonders „niedrigen Lohnkosten“ in Mecklenburg-Vorpommern, um Investoren für Mecklenburg-Vorpommern. Kaum einer redete von den vielen guten Fachkräften, Universitäten, Bildungsstätten oder den leistungsfähigen Handwerksunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern. Alle Regierungen, egal ob aus ↑SPD, ↑PDS oder ↑CDU bestehend, hielten den Aldi´s und Penny´s Türen und Tore möglichst weit geöffnet. Unbestritten sind die Arbeitsplätze in den Werften und im Baugewerbe in Mecklenburg-Vorpommern. Jedoch ist der Anteil am Bruttoinlandsprodukt nicht so groß, dass man damit alle anstehenden Aufgaben lösen könnte.
Ohne spürbarem Widerstand konnten die großen Handelsketten und „Global Player“ in den 90 –iger Jahren den langfristigen sozialen Abbau der gesellschaftliche Strukturen sowie den Verlust vieler kleinerer und mittlerer Handwerksunternehmungen in Mecklenburg-Vorpommern einleiten. Vom Schäfer bis zum Werkzeugmacher sind in nur 15 Jahren zwischen 1990 und 2005 hunderte kleinere und mittlere Handwerksbetriebe, die Anfang der 90-iger Jahre aus den ↑Subventionen der alten Bundesländer und der ↑Europäische Union entstanden sind, durch einen ruinösen Wettbewerb um den „niedrigsten Lohn“ zum Opfer gefallen. Damit geriet das bis 1990 land- und forstwirtschaftlich ausgerichtete Bundesland Mecklenburg-Vorpommern am Ende des 21. Jahrhunderts in die Abhängigkeit einer echten neokapitalistischen ↑Wirtschaftsordnung.
In Mecklenburg-Vorpommern sind handwerkliche Dienstleistungen, wie Feinmechaniker, Dreher oder Werkzeugmacher weitestgehend verschwunden. Kleinbauern, die mehrere Hektar Land privatwirtschaftlich bewirtschaften sind zu einer besonderen sehenswerten Seltenheit geworden. Ebenso sind Schäfer, echte Gärtner, echte Goldschmiede oder Schneider nur noch nach intensiver Suche zu finden. Weithin unübersehbar sind die riesigen Billigmärkte vom Lebensmitteldiscounter bis zum Billigbaumarkt in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend überproportional vertreten. So haben Kleinstädte mit weniger als 7.000 Einwohnern dennoch mindestens fünf Billigdiscounter. Im Wettbewerb um den „billigsten Preis“ müssen die Handelsketten und Unternehmen die ↑Lohnkosten auf ein Minimum senken, was dann die Kaufkraft der Bürger und die Einnahmen der Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls auf ein Minimum reduziert.
Einzig der erfolgreiche Tourismus bringt in den Sommermonaten nachhaltig „frisches Geld“ in die Kassen touristischer Anbieter und Dienstleister. Ein Großteil des erwirtschafteten Einkommens fließt jedoch nicht in neue Investitionen sondern versickert im Frühjahr des Folgejahres durch Steuern, Abgaben und sonstige Zuschläge in die Kassen der zumeist verschuldeten Kassen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Um den chronischen Mangel im Staatssäckchen zu mildern, vollstrecken einige Behörden des Landes Mecklenburg-Vorpommern Einkommensteuervorrauszahlungen und ↑Säumniszuschläge bei privaten Unternehmen, Handwerkern, Händlern und Freischaffenden ohne Rücksicht auf besonders trastische Weise.
↑Josef Riegler, Ehrenpräsident des ↑Ökosozialen Forums Österreich, formulierte die Auswirkungen des Neokapitalismus folgendermaßen:
„Verlierer sind zu aller erst Menschen in den ärmeren Regionen der Welt, die zu Niedrigstlöhnen und ohne sozialen Schutz ausgebeutet werden. Verlierer sind die Umwelt mit ihren Ökosystemen und begrenzten Ressourcen sowie das Klima. Verlierer sind aber auch die ortsgebundenen Unternehmen bei uns - ganz besonders des Mittelstandes- die mehr und mehr einem Vernichtungswettbewerb ausgesetzt sind. Während sie eine hohe Last an Steuern, Abgaben, Lohnnebenkosten und bürokratischen Auflagen tragen müssen, gilt das für einen Teil der Mitbewerber in anderen Regionen der Welt bzw. für manche der "Global Player" nicht. Verlierer sind die Arbeitnehmer bei uns. Die drohende Schließung von Produktionsstandorten bewirkt Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen. 20 Millionen Arbeitslose in Europa sind ein gesellschaftlicher und politischer Sprengstoff. Verlierer sind unsere Bauern, die in einem ungleichen globalen Wettbewerb bestehen müssen.“ ↑Quelle
Mit der Erhöhung der ↑Umsatzsteuer, auch Mehrwertsteuer genannt, im Jahr 2006, um 3% Punkte auf 19% wird sich der Abgabendruck auf die gewerbetreibende Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern so spürbar erhöhen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch der kleinste Handwerker dem „besten Preis“ zum Opfer gefallen ist.
Fortsetzung: Wachstumsmarkt Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern