Seehund - Aufzuchtstation in Friedrichskoog
Seehund-Aufzuchtstation in Friedrichskoog
Seehundstation Friedrichskoog e.V.
Die ↑Seehundstation Friedrichskoog e.V. (Dithmarschen), direkt am Friedrichskooger Hafen gelegen, ist gemäß des ↑internationalen Seehund-Abkommens, die einzig autorisierte Aufnahmestelle für verlassene und erkrankte Robben in Schleswig-Holstein. Die Seehundstation in Friedrichskoog an der Nordsee wurde 1985 von der ↑Gemeinde Friedrichskoog und dem ↑Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. gegründet.
Seit 1992 wird die Seehundstation Friedrichskoog e.V. unter dem Namen „Seehundstation Friedrichskoog e.V. - Information, Aufzucht, Forschung“ als gemeinnützig anerkannter, eingetragener Verein betrieben, der sich durch Eintritts- und Spendengelder trägt. Nichts desto trotz setzt die norddeutsche Seehundstation neue Maßstäbe in der naturnahen Haltung und Aufzucht von heimischen ↑Robben (Pinnipedia) und wurde seither erweitert und modernisiert.
Seehundstation Friedrichskoog e.V. 2011)
Über das ganze Jahr hinweg können die Besucher der Station die in Deutschland einzigartige Gemeinschaftshaltung von Seehund (Phoca vitulina) und Kegelrobbe (Halichoerus grypus) in einem naturnah angelegten Beckensystem erleben. Dort können sie die Tiere durch mehrere kleinere und ein 7m langes Unterwasserfenster in ihrem natürlichen Element beobachten.
Die täglichen Fütterungen der Dauerhaltungstiere sind meist mit einem medizinischen Training verbunden und werden kommentiert, wobei der Besucher viel über die Biologie der Tiere und die Aufgaben der Station erfährt.
(Bildrechte: Seehundstation Friedrichskoog e.V. 2011)
Aufnahmestelle für verlassen oder erkrankt aufgefundene Robben in Schleswig-Holstein.
An der Seeschleuse 4
25718 Friedrichskoog
Website: ↑Seehundstation an der Nordsee
Telefon: (49) 0 48 54 13 72
Öffnungszeiten:
März - Oktober
täglich 09:00 bis 18:00 Uhr
November - Ende Februar
täglich 10:00 bis 16:00 Uhr
Mail: Info@seehundstation-friedrichskoog.de
Die umfangreichen und liebevoll gestalteten Ausstellungen im Informationszentrum „Seehund“ und das neue Highlight „Die Robben der Welt“ vermitteln mit vielen Fotos, lebensgroßen Modellen verschiedener Robben und leicht verständlichen Texten allerhand Wissenswertes über Seehunde, Kegelrobben und anderen Robbenarten, wie Walross oder Seeleopard. Der Besucher kann auch selbst aktiv werden, indem er zum Beispiel an Klappmodellen Fragen löst, Felle und Knochenpräparate betastet und untersucht, sich die Rufe von Heuler & Co anhört oder sich in die Rolle des ↑Meeresbiologen versetzt und an einer Computereinheit Seehunde zählt. Kinder können in einem der Aktiv-Bereiche das Thema „Nahrung der Robben“ spielerisch erfahren und sich auf Tauchgang im Sinnestunnel begeben.
Der Seehund (Phoca vitulina)
Der ↑Seehund (Phoca vitulina) gehört zur Ordnung der ↑Raubtiere (Carnivora) - innerhalb dieser zu den ↑Robben (Pinnipedia). Die Robben werden in drei Familien unterschieden:
↑Hundsrobben (Phocidae), ↑Ohrenrobben (Otariidae; ↑Seebären und ↑Seelöwen) sowie ↑Walrosse (Odobenidae).
Unsere beiden heimischen ↑Robbenarten, Seehund und Kegelrobbe, gehören zu den ↑Hundsrobben (Phocidae). Im Gegensatz zu ihren beiden Schwesterfamilien können sie ihre Vorder- und Hinterflossen nicht unter den Rumpf bringen, um an Land laufen zu können. Dort können sie sich nur mittels ihrer Brust- und Rückenmuskulatur robbend fortbewegen.
Im Laufe der Evolution haben sich die Seehunde hervorragend an das Leben im Wasser angepasst. Durch ihren stromlinienförmigen Körperbau bieten die Robben dem Wasser kaum Widerstand und sind flinke, elegante Räuber, welche 35 km/h Geschwindigkeit erreichen und bis zu 30 Minuten, tauchend unter Wasser bleiben können. Durch ihre zu Flossen umgebildeten Gliedmaßen können die Robben ihrer Beute schnell und wendig nachstellen.
Die Verbreitungsgebiete der Seehunde erstrecken sich auf die subarktischen, arktischen und temperierten eisfreien Regionen der Nordhalbkugel. Entsprechend ihres Vorkommens werden fünf Unterarten unterschieden. In Nord- und Ostsee findet man demnach den ↑Europäischen Seehund (Phoca vitulina vitulina). Weltweit wird der Bestand des Europäischen Seehund heute (2011) auf ca. 500.000 Exemplare geschätzt.
Seit der Einstellung der Jagd hat sich der Bestand im Wattenmeer, trotz einiger Rückschläge gut erholt. So wurden 2009 mehr als 20.000 Tiere gezählt.
Trotzdem sind sie im Wattenmeer immer noch vielen menschengemachten Gefahren ausgesetzt. So werden rastende Robben durch Wattwanderer, Schiffs- und Flugverkehr an Ihren Ruheplätzen gestört. Außerdem macht ihnen die Verschmutzung der Nordsee (v.a. ↑chlorierte Kohlenwasserstoffe, sog. ↑PCB’s/↑DDT und Schwermetalle, wie ↑Quecksilber) zu schaffen. Der Seehund steht in der Nordsee an der an der Spitze der ↑Nahrungskette. Dadurch ist er hohen Schadstoffbelastungen ausgesetzt, die er durch seine Nahrung aufnimmt und die sich in seinen Organen und im Fett anreichern. Das kann zur Schwächung des Immunsystems, Veränderung der Knochen, Fortpflanzungsproblemen Hormonstörungen, Tumoren oder Schädigung der Organe führen. - Im Meer treibender Müll und Treibnetze können auch lebensgefährlich für die Tiere werden. Nur ein umfassender Schutz des gesamten Lebensraums Wattenmeer kann das Überleben des Seehundes dauerhaft sichern.
Bildrechte: Seehundstation Friedrichskoog e.V. 2011
Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus)
Die ↑Kegelrobbe (Halichoerus grypus) ist das größte Raubtier, das wir in Deutschland finden. Kegelrobben Bullen können ca. 2,30 m lang werden und stattliche 300 kg auf die Waage bringen. Kegelrobbe Weibchen bleiben deutlich kleiner und erreichen ca. 150 kg. Den Namen verdanken Kegelrobben der konischen Form ihrer Backenzähne. Anders als beim Seehund (Phoca vitulina), kann man bei ihr Männchen und Weibchen allein an der Fellfarbe unterscheiden. Der Kegelrobbe Bulle ist dunkelbraun bis schwarz und hat helle Flecken. Beim Kegelrobben Weibchen hat das Feel dunkle Flecken und das Fell ist überwiegend hell gefärbt.
Die Kegelrobben (Halichoerus grypus) kommen in den temperierten und subarktischen Gebieten des ↑Nordatlantiks und der Ostsee vor. Der weltweite Bestand von Kegelrobben wird auf 450.000 Tiere geschätzt. Die Kegelrobbe, als einst dominierende Robbenart war seit dem ↑Mittelalter an unseren Küsten verschwunden. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Sichtungen von Kegelrobben vor den niederländischen, dänischen und deutschen Küsten häufiger. Heute haben sich die Tiere das Wattenmeer wieder zurückerobert. Mittlerweile haben sich wieder zwei Kegelrobben Wurfkolonien im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer und vor Helgoland etabliert und sich dauerhaft angesiedelt. Trotz der stetigen Verbesserung der Situation der Kegelrobbe gilt sie nach wie vor als selten und stark gefährdet. Heute leben im ↑Nationalpark Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer und um Helgoland ca. 300- 500 Kegelrobben Tiere.
Was sind Heuler?
Die Aufzucht junger Robben (s. a. ↑Nationalpark Wattenmeer), die während der Säugezeit dauerhaft den Kontakt zur Mutter verloren haben, der sogenannten „Heuler“, ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Station im Sommer. Das Heulen ist ein normaler Kontaktlaut des Jungtiers, mit dem es seine Mutter ruft – kein Klagelaut. Störungen durch den Menschen sind im Wattenmeer eine häufige Ursache für die Trennung. Es gibt aber auch natürliche Gründe für das Alleinsein von jungen Seehunden. Dazu gehören zum Beispiel Sommerstürme, die Mutter- und Jungtier trennen oder Krankheit und Tod der Mutter. Es kann aber auch vorkommen, dass das Muttertier sein Junges an Land ablegt, während die Mutter auf Nahrungssuche ist.
Richtiges Verhalten beim Fund eines Heulers?
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1. Heuler nicht anfassen
2. Hunde fernhalten
3. weiten Abstand einhalten (300-500 m)
4. Seehundjäger, Seehundstation oder Polizei benachrichtigen
Nur tatsächlich verlassene und überlebensfähige Jungtiere werden aufgenommen und möglichst naturnah aufgezogen. Der gesamte Aufzuchtbereich ist daher für Besucher nicht zugänglich. Dennoch ermöglichen Videokameras, das Informationszentrum und der 17m hohe Aussichtsturm eine störungsfreie Beobachtung der Jungtiere. Da es das Ziel ist, die Heuler wieder auszuwildern, werden diese unter strenger Beachtung von Hygienemaßnahmen, aber möglichst naturnah aufgezogen. Dies beinhaltet regelmäßige tierärztliche Kontrollen, genauso wie die Haltung in Meerwasser, Liegeflächen auch aus Sand und so wenig wie möglich Kontakt zum Menschen.
Seehund Aufzucht und Pflege
Die Aufzucht von Heulern wird immer wieder diskutiert. - Der Umgang mit erkrankten oder geschwächten Robben ist über verschiedene Abkommen der Wattenmeer Anrainerstaaten (Niederlande, Deutschland, Dänemark) (s. ↑Wattenmeersekretariat) geregelt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, die Eingriffe in die Population so gering wie nur irgend nötig zu halten, um negative Auswirkungen weitestgehend auszuschließen. In Deutschland geschieht die Aufzucht von Heulern aus Tierschutzgründen, da nicht genau gesagt werden kann, ob ein Heuler auf natürliche Weise oder durch menschliches Fehlverhalten entstanden ist. Darüber hinaus unterliegt die Aufzucht von Heulern strengen gesetzlichen Auflagen, damit der Wildbestand durch die ausgewilderten Tiere, weder kurz- noch langfristig gefährdet wird.
Staatlich bestellte Seehundjäger
Der Seehund unterliegt dem deutschem ↑Bundesjagdgesetz. Robben werden in Schleswig-Holstein seit 1974 nicht mehr bejagt, jedoch ist die Jägerschaft im Rahmen ihrer Hegeverplichtung für den Schutz dieser Wildart verantwortlich. Die Landesregierung hat in ↑Schleswig-Holstein Seehundjäger als verantwortliche ↑Jagdaufseher eingesetzt.
Zu ihren Aufgaben gehören neben der Betreuung von Heulern, verletzten Seehunden und anderen Robben auch die Bergung von toten Meeressäugern, Informations- und Aufklärungsarbeit, sowie Kontrollfahrten. Nur der staatlich bestellte Seehundjäger ist berechtigt, Heuler zu bergen und an die Seehundstation zu übergeben.
Wird ein Heuler gemeldet, so entscheidet der Seehundjäger über die weitere Vorgehensweise. Jeder Einzelfall wird vor Ort sorgfältig geprüft, damit kein Tier unnötig in Gefangenschaft gerät. Nach Möglichkeit soll das Jungtier wieder Anschluss an die Mutter finden. Tatsächlich verlassene und überlebensfähige Jungtiere werden von der Station aufgenommen und betreut. Im Spätsommer erfolgt ihre Auswilderung in die Nordsee.
Nachtr. [...] „Darüber hinaus bergen Seehundjäger an den Stränden gefundene Kadaver von Robben und Kleinwalen [s. ↑ASCOBANS], registrieren diese auf einem Meldebogen und etikettieren sie für spätere wissenschaftliche Untersuchungen. Sie betreuen Lebendfunde, melden besondere Beobachtungen an die Nationalparkbehörde und die ↑Jagdbehörde, arbeiten bei Forschungsvorhaben mit und setzen die ↑Heulervermeidungsstrategie um“ (Quelle: ↑Nationalpark Wattenmeer; ↑Heuler)Der Beitrag „Seehundstation Friedrichskoog e.V.“, einschließlich der Bilder, wurde durch die ↑Seehundstation Friedrichskoog e.V. autorisiert und zur Verfügung gestellt. (PG; 25.03.11)
Lesen Sie auch über die Universitäts Seehundstation Rostock.
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